Neue Studie: Lehrangebot zur Additiven Fertigung in Deutschland

Nachwuchs
15.10.2018
Erstellt von Photonik Forschung Deutschland

Das große wirtschaftliche Potenzial additiver Fertigungstechnologien spiegelt sich auch im breiten und fachübergreifenden Lehrangebot an deutschen Hochschulen, Universitäten und hochschulnahen Forschungseinrichtungen wider. Für das Sommersemester 2018 wurden 253 verschiedene Lehrveranstaltungen an 63 Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland identifiziert.

3D-Drucker bei der Fertigung eines Werkstücks in Form einer menschlichen Hand
Bei der additiven Fertigung, oft auch "3D-Druck" genannt, werden Bauteile Schicht für Schicht aus Werkstoffen aufgebaut, die als feines Pulver vorliegen. Bild: © fotofabrika/Fotolia

Im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) wurde im Frühjahr/Sommer 2018 eine Erhebung zum Lehrangebot mit Bezug zur additiven Fertigung an deutschen Hochschulen und hochschulnahen Forschungseinrichtungen durchgeführt. Ziel der Studie war es, erstmals Transparenz hinsichtlich der aktuellen Lehrsituation in Deutschland im Bereich Additive Fertigung zu schaffen und – angesichts des wirtschaftlichen Potenzials von additiven Fertigungsverfahren – den Grundstein zu legen, um Bildungsangebot und -nachfrage in diesem Bereich zukünftig enger aufeinander abzustimmen.

Additive Fertigung: eine Schlüsseltechnologie für Innovation und Produktion der Zukunft

Unter additiver Fertigung, oft auch „3D-Druck“ genannt, werden all jene Fertigungsverfahren verstanden, mit Hilfe derer Bauteile oder gar ganze Objekte auf Basis von digitalen 3D-Modellen und Konstruktionsdaten durch sukzessives und schichtweises Auftragen des Ausgangsmaterials aufgebaut werden.
Vor dem Hintergrund des Wandels zur Industrie 4.0 kommt der additiven Fertigung eine besondere Bedeutung zu: mit additiven Fertigungsverfahren können nämlich die unterschiedlichsten Geometrien flexibel realisiert und komplexe Strukturen ohne wesentlichen Mehraufwand gefertigt werden. Die Industrie verspricht sich dadurch Zeiteinsparungen im Produktionsprozess sowie neue Prozessinnovationen in der Wertschöpfungskette. Mehr noch: Additive Fertigung bietet eine Antwort auf den Wunsch nach kundenindividueller Produktion und ermöglicht sogar die Massenanfertigung kundenspezifischer Produkte.
Während verschiedene (BMBF-)Maßnahmen angestoßen wurden, um Forschung und Entwicklung im Bereich additiver Fertigung zu fördern, bestand bis jetzt Unklarheit darüber, wie stark die additive Fertigung bereits heute Bestandteil von Lehrangeboten in der deutschen Hochschul- und Universitätslandschaft ist. Dabei ist die Verfügbarkeit von Fachkräften auf diesem Gebiet ein wesentlicher Faktor, um die Potenziale der additiven Fertigung vollends auszuschöpfen.

In der Lehre an Deutschlands Hochschulen und Universitäten angekommen

Diese Lücke schließt nun die Ende September 2018 abgeschlossene Studie zur Erhebung des Lehrangebotes mit Bezug zur „Additiven Fertigung (AF)“ an deutschen Hochschulen und hochschulnahen Forschungseinrichtungen und belegt: Die additive Fertigung ist in der Lehre an Deutschlands Hochschulen und Universitäten angekommen.

Mithilfe eines iterativen Verfahrens bestehend aus Online-Recherchen, Datenbankauswertungen, sowie Online- und Telefonbefragung konnten 148 über ganz Deutschland verteilte Forschungseinrichtungen (Hochschulen, Universitäten) identifiziert werden, die im Bereich der additiven Fertigung aktiv sind. Insgesamt wurden während des Sommersemesters 2018 253 verschiedene Lehrveranstaltungen zum Thema AF an 63 Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland identifiziert.

Laut der Studie geht der Trend eindeutig nach oben, und die Bedeutung der additiven Fertigung in der Lehre dürfte in den nächsten Jahren weiter steigen. Aktuell werden Universitätsinstitute eigens zu diesem Thema gegründet, Labore eingerichtet sowie neue Professuren geschaffen.

Lehrangebote im Bereich additiver Fertigung abseits gewohnter Pfade

Zwar richten sich Lehrveranstaltungen zum Thema Additive Fertigung primär an Studierende des klassischen Ingenieur- und Maschinenbaustudiums, insbesondere in den Studienfeldern „Produktionstechnik“ und „Konstruktion“. Allerdings – und dies ist eine wichtige Erkenntnis aus der Studie – werden Studierende anderer Fachbereiche zunehmend auch angesprochen. So belegt die Studie, dass additive Fertigung, die als Querschnittstechnologie großes Potenzial in den verschiedensten Produktions- und Wirtschaftsbereichen verspricht, in weiteren Studiengängen und Fachbereichen thematisiert wird: Wirtschaftsingenieurwesen, Holzingenieurwesen (zur Herstellung von Beschlägen und Möbelteilen), Architektur, Chemische Technik, Medizin-, Biomedizin-, Zahnmedizintechnik oder Druck- und Medientechnologie.

Lehrveranstaltungen im Bereich additiver Fertigung decken ein breites Themenspektrum ab – so die Studie –, von Grundlagen über Konstruktion, Anwendung, Innovations-und Prozessmanagement bis hin zur Qualitätssicherung und -kontrolle. Die Studie bietet nun einen detaillierten Überblick über Einrichtungen und Lehrende (inklusive Kontaktdaten), Lehrinhalte, Lehr- und Forschungsschwerpunkte sowie zahlreiche statistische Auswertungen, u. a. bezüglich der Verteilung Lehrender und Lehrveranstaltungen nach Bundesländern, Art der Einrichtung, Studienfeldern, Zielgruppen und Veranstaltungsart.

Aktuell unterstützt das BMBF die Forschung im Bereich additive Fertigungstechnologien mit der Fördermaßnahme "Linienintegration additiver Fertigungsverfahren".