Photonics21 unterstreicht Europas führende Rolle in der Photonik

Europa und Internationales
02.04.2019
Erstellt von Photonics 21 und Photonik Forschung Deutschland

Positiv und zukunftsgerichtet war die Stimmung auf dem Jahrestreffen der Photonics Public-Private Partnership. Nobelpreisträger Gérard Mourou skizzierte visionäre photonische Anwendungen. Die Übergabe der Multiannual Strategie Roadmap an die EU-Kommission markierte einen Meilenstein für die Photonik in der Vorbereitung des EU-Rahmenprogramms Horizon Europe.

Viele Männer und Frauen stehen in einem großen Raum zusammen
Der Eröffnungsabend des Jahrestreffens der Plattform Photonics21 mit der Übergabe der Multiannual Strategic Roadmap an die EU-Kommission. Bild: Photonics21/Iris Haidau

Beim Auftakt des Jahrestreffens in den Musées Royaux des Beaux-Arts hob Giorgio Anania, Vizepräsident der Plattform Photonics21, die Führungsposition der europäischen Photonik hervor. In seiner Einführung zeigte er auf, dass die Photonik mit ihren technologischen Entwicklungen und ihrem wirtschaftlichen Erfolg unverzichtbar ist, um die digitale Transformation in Europa voranzutreiben. Die Photonik, sagte Anania, sei eine Branche, die schneller wachse als die europäische und sogar die globale Wirtschaft.

Nach wie vor befinde sich die europäische Photonik in einer starken Position, so Anania weiter, und stehe weltweit in den Kernsegmenten der Photonik an der Spitze: 50 % globaler Marktanteil in der Produktionstechnologie, 35 % globaler Marktanteil in der Mess- und Automatisierungstechnik und rund 30 % globaler Marktanteil in den Bereichen Optische Komponenten sowie Medizintechnik und Life Sciences. Um die Spitzenposition im harten Wettbewerb mit China und Korea zu behaupten, ist die politische Unterstützung in Europa auch künftig von größter Bedeutung. Schließlich liefern die optischen Technologien grundlegende Komponenten für die Lösung vieler gesellschaftlicher Herausforderungen der Zukunft und für die Digitalisierung der Industrie.

Blick in die Zukunft der Photonik mit Nobelpreisträger Mourou

Professor Gérard Mourou nahm als Hauptredner in seinem Vortrag „Extremlicht zum Wohle der Menschheit“ die wissenschaftliche Perspektive auf die photonischen Entwicklungen ein. Der Nobelpreisträger für Physik 2018 zeichnete ein spannendes, äußerst positives Bild der europäischen Photonik in der Zukunft: mithilfe der CPA (Chirped Pulse Amplification) könnten beispielsweise Atommüll auf der Erde und Ablagerungen im Weltraum beseitigt und die Nuklearmedizin, etwa in der Krebstherapie, kostengünstiger, effektiver und präziser gestaltet werden.

 Eines Tages, so Mourou, würden die Abfallprodukte radioaktiver Kernenergie auf der Erde durch Spaltungsreaktionen in kleinere, überschaubare, ungefährliche Verbindungen umgewandelt – und dadurch die Möglichkeit einer „sauberen Kernenergie“ eröffnet. Im Weltraum schwebende Ablagerungen könnten künftig von mit Lasern ausgestatteten Satelliten „weggezappt“ werden.

EU-Kommission betont Schlüsselrolle der Photonik

 Anlässlich des Photonics Public-Private Partnership Annual Meeting trafen Professor Mourou und die Vorstandsmitglieder von Photonics21, Jean Luc Beylat und David Mechin, EU-Kommissar Carlos Moedas, um über die Zukunft der Forschung und Entwicklung im Bereich der Photonik zu sprechen.
Seitens der EU-Kommission wurde die Rolle der Photonik als Schlüsseltechnologie für die Zukunft Europas aus politischer Sicht unterstrichen und die klare Botschaft formuliert, dass die Kommission das Thema im nächsten Rahmenprogramm unterstützen werde. Der stellvertretende Kabinettschef der EU-Kommissarin Mariya Gabriel (Digitale Wirtschaft und Gesellschaft), Carl Buhr, erörterte die Möglichkeiten, die sich für die Strukturierung und Verwaltung der Photonikförderung im nächsten Rahmenprogramm ergeben werden.

Buhr räumte ein, dass bei der Diskussion über wichtige Rahmenprogramme wie Horizon Europe, die auch Beiträge der EU-Mitgliedstaaten einbeziehen müssen, mit langen Prozessen zu rechnen ist. Für das kommende Rahmenprogramm fordern die Mitgliedstaaten, dass die zweckgebundenen Budgets für Public-Private Partnerships auf maximal 50 % der Mittel reduziert werden, während weitere 50 % für thematische Programme frei bleiben sollen. Obwohl die finanzielle Unterstützung für Photonik nicht in Frage stünde, hätten die Mitgliedstaaten noch keine konkreten Fördermöglichkeiten vereinbart, räumte Buhr ein.

Mit Blick auf die Industrie zeigte sich der Vorstandsvorsitzende der JENOPTIK AG, Stefan Traeger, positiv gestimmt: „Die Photonik ist eine der wenigen Branchen, in denen Europa weltweit führend ist.“ Der Erfolg Europas beruht dabei auf konsistenten, methodischen Ansätzen für die staatlich geförderte Forschung. Traeger betonte zugleich die Bedeutung von akademisch-industriellen Partnerschaften, um eine weltweit führende Position zu halten.

Roadmap an EU-Kommission übergeben

Nachdem Photonics21 der Europäischen Kommission für ihre Unterstützung im laufenden Rahmenprogramm gedankt hat, markierte die offizielle Übergabe der neuen Multiannual Strategic Roadmap das Ende des ersten Tages. Die Arbeit an der Roadmap – die Strategie für die europäische Photonik zur Vorbereitung des kommenden Rahmenprogramms für Forschung und Innovation, Horizon Europe – hatte als Konsultationsprozess auf der Jahrestagung 2018 begonnen. Die Roadmap ist die nächste Entwicklung aus dem Vision Paper „Europe's Age of Light“ von 2018, für das mehr als 3.000 Mitglieder aus über 1.700 Unternehmen aus der Photonics21-Expertengemeinschaft konsultiert wurden.

Kooperationen fördern und Synergien schaffen

Am zweiten Tag des Jahrestreffens stellte Sebastian Krug (Technologieberater, VDI Technologiezentrum GmbH) die Aktivitäten der Photonics21 Mirror Group, in der die entsprechenden Ministerien der Mitgliedstaaten vertreten sind, und die erste gemeinsame Förderinitiative des EUREKA-Netzwerks und der Photonics21 Mirror Group, „Photonics for advanced manufacturing“ vor. In Zukunft plant Photonics21 eine noch engere Zusammenarbeit mit anderen Bereichen, insbesondere im Hinblick auf Endverbraucher, um die Zeit aus dem Forschungslabor in die Produktion für photonische Innovationen zu verkürzen.

Mit dem Ziel, Raum für Diskussionen, Synergien und Kooperationen zu schaffen, fanden sich Referenten aus verschiedenen PPPs zusammen – darunter 5G, European Construction Technology Platform (ECTP), European Technology Platform for High Performance Computing (ETP4HPC), European Cyber Security Organization (ECSO), European Green Vehicles Initiative Association (EGVIA), Electronic Component Systems for European Leadership (ECSEL) und Factories of the Future (FoF). In den Workshops ging es darum, die Prioritäten für die ersten Fördermaßnahmen im Rahmen von Horizon Europe in den Jahren 2021 bis 2022 zu definieren.

Weitere Informationen

Website von Photonics21
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